27. Juni 2006 11:19
Rehabilitiert
1956 wurde er von Papst Pius XII. auf Lebenszeit ernannt, 1997 von Papst Johannes Paul II. vertrieben. Jetzt ist er – 89jährig – in den Vatikan zurückgekehrt.Der Komponist und ehemalige Dirigent der Cappella Sistina, Mons. Domenico Bartolucci(kreuz.net, Vatikan) Mons. Domenico Bartolucci (89) war in der römischen Kirchenmusik über Jahrzehnte eine Institution und Legende.
Der Priester und hochbegabte Komponist war auf Lebenszeit ernannter Dirigent der Cappella Sistina und ein großer Meister der Polyphonie.
Die Cappella Sistina ist der Kirchenchor für die päpstlichen Liturgien im Petersdom.
Doch im Jahr 1997 wurde Mons. Bartolucci verjagt und durch einen neuen Chormeister ersetzt, der sich musikalisch für die Massenzelebrationen mit leichter Musik – die Papst Johannes Paul II. so sehr am Herzen lagen – besser eignete.
In Vatikan hatte Mons. Bartolucci zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viele Freunde. Einer von ihnen war Kardinal Joseph Ratzinger.
„Halten sie durch, Maestro, halten sie durch!“ – soll Kardinal Ratzinger dem Kapellmeister des Petersdoms noch nach der Messe der Heiligen Cäcilia am 22. November 1996 zugerufen haben. Es half nichts.
Nur einige Monate später wurde der Musiker defenestriert.
Die Polyphonie war im Petersdom schon lange von der Ideologie der aktiven Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie in die Enge getrieben worden.
Raum für kurze Motetten oder für den Gregorianischen Choral gab es nur noch in wenigen toten Augenblicken der Liturgie.
Um die Meisterwerke der Polyphonie aufzuführen, mußte die Cappella Sistina auf Konzerttour gehen – zum Beispiel in die Sowjetunion oder nach Japan. Dort erreichte Mons. Bartolucci die Nachricht, daß er abgesetzt worden war.
Der Präsident der Accademia nazionale di Santa Cecilia, Bruno Cagli – ein Jude –, protestierte gegen die Absetzung und zeigte sich bei Staatssekretär Angelo Kardinal Sodano besorgt, daß „das unschätzbare religiöse und künstlerische Erbe der römischen Polyphonie verlorengehen könnte“. Der weltberühmte Dirigent Riccardo Muti erhob seine Stimme.
Der Vatikan zeigte kein Musikgehör.
Doch jetzt erinnerte sich der neue Papst an Mons. Bartolucci.
Der noch sehr rüstige Greis wurde eingeladen, mit dem Chor der Stiftung Domenico Bartolucci ein Konzert in der Sixtinischen Kapelle zu geben.
Giovanni Pierluigi da Palestrina
Gesungen wurde die große polyphonische Tradition, die man mit der Entlassung von Mons. Bartolucci eigentlich hatte loswerden wollen.
Das Konzert fand am vergangenen Samstag nachmittag in Gegenwart des Papstes statt.
Es enthielt Werke von Mons. Bartolucci und von seinem berühmten Vorgänger Giovanni Pierluigi da Palestrina († 1594).
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Den Hintergrund, habe ich nicht gewußt! Was für eine Freude, muß es für den Musiker gewesen sein und was für eine liebe Geste, von unseren Papst