Auf der Suche nach der wahren Heimat des Papstes
Ein Team des polnischen Fernsehsenders POLSAT (v. l. Hubert Kubacki, Tomasz Machala und Piotr Dzierzba) interviewte Georg Ratzinger (r.), den Bruder von Papst Benedikt XVI. Der Sender POLSAT arbeitet mit der „Polskapresse“, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Passau (VGP), zusammen. (Foto: altrofoto)
Ein polnisches Fernsehteam ging den Spuren Benedikts XVI. in Ostbayern nach und befragte den Papst-Bruder Georg Ratzinger.
von Karl Birkenseer
Ganz Polen wartet gespannt auf die Reise Papst Benedikts XVI. ins Heimatland seines Vorgängers. Um die Menschen auf die Visite zwischen dem 25. und dem 28. Mai einzustimmen, haben bereits mehrere polnische Fernsehteams den Papstbruder Georg Ratzinger in Regensburg besucht. Nun wollte auch der landesweit tätige Privatsender POLSAT wissen: Was ist Benedikt XVI. für ein Mensch? Was unterscheidet ihn von Johannes Paul II.? Welche Rolle spielt Bayern im Leben des jetzigen Kirchenoberhaupts?
Als die beiden polnischen Journalisten Hubert Kubacki und Tomasz Machala mit ihrem Kameramann Piotr Dzierzba zum vereinbarten Interviewtermin eintreffen, kommt der frühere Leiter der Regensburger Domspatzen gerade von einer Kontrolluntersuchung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder zurück. Mit dem Herzschrittmacher, so erzählt der 82-Jährige, ist alles in Ordnung, und er fühlt sich wohl.
Als die Fernsehleute dann einen Stuhl in seiner „guten Stube“ so zurechtrücken, dass bei der Aufnahme die Papstfotos und die Heiligenbilder im Hintergrund zu sehen sind, sagt Georg Ratzinger mit einem Anflug seines trockenen Humors: „Ich werd’ doch hoffentlich nicht festgebunden . . .“
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„In Traunstein waren wir am längsten“
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Nein, natürlich nicht. Reporter Machala, der die Fragen stellt, und Nachrichtenchef Kubacki, der sie ins Deutsche übersetzt, bemühen sich um eine sachliche, freundliche Gesprächsatmosphäre. Sie wissen: Joseph Ratzinger, der heutige Papst, hat im Laufe seines Lebens an vielen Orten gewohnt - nun wollen sie erfahren, was sein wahrer Heimatort ist. Mit einem leichten Anflug von Medienmüdigkeit antwortet der frühere Domkapellmeister: „Das Leben meines Bruders ist so oft erzählt worden. Gibt es da wirklich jemanden, der noch nichts davon erfahren hat?“ Doch dann reiht er geduldig die wichtigsten Daten aneinander: Geburt in Marktl am Inn, Umzug nach Tittmoning, nach Aschau, nach Traunstein, die Jahre als Ministrant, Gymnasiast, Luftwaffenhelfer, Theologiestudent, Professor, Erzbischof, Kardinal . . .
Die Journalisten haken nach: „Und die wichtigste Station seiner Kindheit?“ Georg Ratzinger: „Traunstein - dort waren wir am längsten.“ Machala und Kubatzki, das merkt man, hätten an dieser Stelle eigentlich eher Marktl vermutet. In Marktl am Inn hatten sie sich tags zuvor umgehört, den Bürgermeister, den Pfarrer, die Menschen auf der Straße befragt, Papstbier und Papsttorte in Augenschein genommen, den Mythos des Geburtsortes in sich aufgesogen. Sie haben - so gestehen sie dem PNP-Kollegen später - viele Ähnlichkeiten zwischen Wadowice, dem Geburtsort Johannes Pauls II., und Marktl am Inn entdeckt: „Beides sind kleine Städtchen in Gebirgsnähe, in beiden Fällen sind die Menschen sehr gläubig.“ Doch Georg Ratzinger weiß nur zu berichten, dass Benedikt XVI. kaum Erinnerungen an Marktl hat - „er kam ja bereits wieder weg, als er noch keine zwei Jahre alt war“. Er selbst freilich, als der um drei Jahre Ältere, könne sich sehr wohl an einiges erinnern - „an die Kirche, an die Blasmusik, an das Haus der Mallersdorfer Schwestern, an das Dienstzimmer meines Vaters“.
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Großes Interesse an der Papst-Visite in Polen
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Erinnerungen hin, Erinnerungen her - aber ein richtiger Bayer ist Benedikt XVI. doch geblieben? „Ja“, antwortet der Bruder des Papstes: „Wir sind in Bayern geboren, der Vater war Niederbayer, die Mutter hatte tirolische und bayerisch-schwäbische Wurzeln. Aufenthalte in anderen Ländern haben uns zwar viele Anregungen gebracht, aber wir fühlen uns beide natürlich als Bayern.“
Warum der Heilige Vater als Ziel seiner zweiten Auslandsreise gerade Polen gewählt hat, fragt POLSAT-Reporter Machala. Georg Ratzinger: „Meiner Meinung nach war das naheliegend, da Polen die Heimat Johannes Pauls II. war und deshalb dort eine besondere Affinität zum Papstamt gegeben ist.“ Und ob er selbst Polen kenne? „Ich war mit den Regensburger Domspatzen zweimal auf Konzertreise dort. Damit verbinden sich schöne Erinnerungen. Bei der zweiten Reise 1994 haben wir allerdings etwas Unangenehmes erlebt: Nach dem Konzert war unser Pkw nicht mehr da. Aber das Publikum war sehr gut und aufmerksam.“
Wie „Dolmetscher“ Kubacki erläutert, ist das Interesse an der Papst-Visite in Polen riesengroß. Allein in Krakau würden über eine Million Besucher erwartet. Die Menschen wollten ihren eigenen Eindruck vom deutschen Papst mit nach Hause nehmen, weil sie schon viel gehört hätten von der positiven Wirkung Benedikts XVI. in seinem Heimatland.
Der Fernsehbeitrag, der zum Auftakt der Reise gesendet werden soll, wird aber auch die Kindheit der Geschwister Ratzinger in der Zeit des Nationalsozialismus beleuchten - vor allem deshalb, so Kubacki, weil alle Welt darauf gespannt sei, was Benedikt XVI. bei seinem Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz sagen wird. Georg Ratzinger gibt sich auf eine entsprechende Frage davon überzeugt, „dass mein Bruder das schreckliche Schicksal, das die Nazis über Auschwitz gebracht haben, zum Thema machen wird“. Mit den gewünschten Einzelheiten aber kann der ehemalige Domkapellmeister nicht dienen: „Ich bin in die Planung der Reise nicht eingebunden.“
www.pnp.de/nachrichten/artikel.php?cid=29-12185908&Ressort=p...
Auf dem Bild, sieht Georg Ratzinger schon sehr verloren aus und das er medienmüde ist, kann ich sehr gut nachvollziehen.