And the Oscar goes to ...
"Oscar"-Film aus Stift Heiligenkreuz
"Das Leben der anderen" von Florian Henckel-Donnersmarck mit Oscar ausgezeichnet
Wiener Neustadt, 26.2.07 (KAP) Der in der Sparte "bester ausländischer Film" mit dem diesjährigen "Oscar" ausgezeichnete Streifen "Das Leben der anderen" hat eine enge Verbindung zum niederösterreichischen Zisterzienserstift Heiligenkreuz. Denn Regisseur Florian Henckel-Donnersmarck "hat hier bei uns im Kloster in wochenlanger Arbeit das Drehbuch zu seinem anspruchsvollen Film über einen Stasi-Spitzel in der DDR geschrieben, der sich bekehrt", sagte Florians Onkel, Abt Gregor Henckel-Donnersmarck, wenige Stunden nach der "Oscar"-Nacht in Hollywood im Gespräch mit "Kathpress". Der junge Regisseur habe sich in einer für ihn turbulenten Lebensphase mit Heirat und Geburt seines ersten Kindes in die klösterliche Abgeschiedenheit und die spirituelle Atmosphäre des Wienerwald-Stiftes zurückgezogen und ein Projekt zu Papier gebracht, das er davor schon lange im Kopf hatte, so der Abt. Ergebnis war der erste abendfüllende Spielfilm von Florian Henckel-Donnersmarck, der mit einer Reihe von Preisen - und jetztauch mit dem Publicity-trächtigsten - bedacht wurde.
"Das Leben der anderen" spielt in Ost-Berlin in den letzten Jahren des DDR-Regimes: Als Oberstleutnant Anton Grubitz (Ulrich Tukur) den linientreuen Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler (Ulrich Mühe) auf den erfolgreichen Dramatiker Georg Dreyman (Sebastian Koch) und seine Lebensgefährtin (Martina Gedeck) ansetzt, verspricht er sich davon einen Karriereschub. Immerhin stehen höchste politische Kreise hinter dem "operativen Vorgang". Womit er nicht gerechnet hat: Das intime Eindringen in die Welt der Observierten, der Blick auf ihre Liebe verändert auch den Spitzel und lässt ihn sein Tun hinterfragen. Auch wenn der Film nicht explizit religiös ist, ist doch Bekehrung sein eigentliches Thema, so Abt Gregor im "Kathpress"-Gespräch.
Auch auf der Website der Zisterzienser (www.stift-heiligenkreuz.org) heißt es, "Das Leben der anderen" behandle "den springenden Punkt des Christentums: dass es Veränderung zum Bessern, Bekehrung, Angerührtsein durch Gnade gibt..." Leider gebe es keine realen Beispiele von Stasi-Spitzeln, die sich so verhalten haben. "Und trotzdem ist die Geschichte der Welt voll von Bekehrungen, Veränderungen zum Guten. Dass Florian trotzdem das Gute im Menschen inszeniert hat, kommtsicher auch von seiner christlichen Prägung", heißt es weiter auf der Website. Der Film sei exzellent und "heilend für einen bösen Teil der deutschen Geschichte". Laut Abt Gregor spricht es für die "Oscar"-Juroren, dass sie einen Streifen auszeichneten, der auf anspruchsvolle Weise politische, psychologische und philosophische Fragen aufwirft: "'Das Leben der anderen' ist kein simpler Popcorn-Film".
Der 33 Jahre alte Filmemacher betonte inzwischen mehrmals, dass er ohne die klösterliche Stille, das Fitness-Training mit einigen Mönchen, die musikalische Beratung durch den Stiftsorganisten P. Simeon Karl Wester, die Video-Sammlung des Jugendseelsorgers P. Karl Wallner und die vielen Gespräche über Freiheit, Liebe und Barmherzigkeit mit den Mönchen seinen Film nicht hätte drehen können. Seine Verbundenheit mit dem Stift drückte Florian Henckel-Donnersmarck auch mit einem kleinen Detail aus: Ein liebenswerter Dissident in der Filmhandlung trägt den Namen des Heiligenkreuzer Mönchs und Webmasters P. Karl Wallner.
Viele der Heiligenkreuzer Mönche haben "Das Leben der anderen" schon lange vor seiner jetzigen Erfolgsgeschichte in einer Privatvorführung in einem Wiener Kino gesehen, die der Regisseur als Dank für die Gastfreundschaft der Klostergemeinschaft organisierte. Und nach seiner Rückkehr aus Hollywood soll es im Stift zu einer "Oscar"-Feier mit den Zisterziensern kommen, teilte P. Wallner "Kathpress" mit.
Ein Adeliger und Kosmopolit
Florian Henckel-Donnersmarck wurde als Spross einer alten schlesischen Adelsfamilie 1973 in Köln geboren, verbrachte seine Kindheit unter anderem in New York, Berlin und Brüssel. Er studierte in St. Petersburg, unterrichtete eine Zeit lang Russisch und widmete sich dann in Oxford den Sozialwissenschaften. Ein Praktikum bei Regie-Altmeister Richard Attenborough leitete den beruflichen Umstieg zum Film ein, eine Ausbildung an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film folgte. Florian Henckel-Donnersmarck lernte sein Handwerk so gut, dass gleich sein erster Langfilm den "Oscar" holte. "Diese Auszeichnung ist eine Ehre und das größte Kompliment sowohl für mich als auch für die fantastische Arbeit von so vielen Menschen, die an diesem Film mitgewirkt und ihr Bestes gegeben haben", sagte der Regisseur in einer ersten Reaktion. Der deutsche Film erlebe in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung: "Ich bin sehr glücklich und dankbar, ein Teil dieser Erfolgsgeschichte zu sein, die sich immer noch wie ein Traum anfühlt".
"Das Leben der anderen" wurde schon vor der "Oscar"-Verleihung mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Europäischen und Deutschen Filmpreis, und kam bei Kritik und Publikum hervorragend an.