Erstes Konsistorium Benedikts XVI., 15 neue Kardinäle
Kardinal sein bedeutet "intensivere Teilnahme am Geheimnis des Kreuzes und der Leiden Christi"
ROM, 24. März 2006 (ZENIT.org).- Benedikt XVI. hat heute, Freitag, 15 Bischöfen die Kardinalswürde verliehen. Im ersten ordentlichen öffentlichen Konsistorium seines Pontifikats wurde unter anderem auch der langjährige Privatsekretär von Papst Johannes Paul II., der Krakauer Erzbischof Stanislaw Dziwisz, in den Kardinalsstand erhoben.
In seiner Predigt betonte der Heilige Vater, dass das Amt des Kardinals eine größere Nähe zum dienenden und leidenden Jesus Christus bedeute und sich somit durch den Dienst charakterisiere. "Die totale und großzügige Verfügbarkeit im Dienst für die anderen ist das Unterscheidungsmerkmal dessen, der in der Kirche Autorität besitzt – weil so der Menschensohn gehandelt hat, der nicht gekommen ist, 'um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele'." In diesem Zusammenhang rief der Papst den neuen Mitgliedern des Kardinalskollegiums insbesondere das Beispiel der Apostel Petrus und Paulus vor Augen, die ihre Gläubigen voller Autorität ermahnen konnten, weil sie zutiefst von Christus "ergriffen" worden waren und nicht mehr für sich selbst lebten, sondern weil Christus in ihnen lebte. Gerade in der Fastenzeit sei es wichtig, das Vorbild Christi, des höchsten Dieners aller Menschen, zu betrachten.
Benedikt XVI. erklärte seinen engsten Mitarbeitern: "Ihr werdet dazu berufen sein, in noch engerer Verbindung mit dem Nachfolger Petri in der Erfüllung seines besonderen kirchlichen Dienstes zusammenzuarbeiten. Das wird für Euch eine intensivere Teilnahme am Geheimnis des Kreuzes und der Leiden Christi bedeuten. Dies wird Euch ermöglichen, in größerer Fülle aus den Quellen der Gnade zu schöpfen und ihre wohltätigen Früchte um euch herum wirksamer zu verbreiten."
Die Aufgabe des Kardinals und der ganzen Kirche bestehe darin, der Welt zu zeigen, dass Gott die Liebe sei, sagte der Papst in Anspielung auf seine erste Enzyklika "Deus caritas est" . "Ich zähle auf Euch, liebe Brüder Kardinäle, damit es gelingt, dass das Prinzip der Liebe ausstrahlen kann und imstande ist, die Kirche in all ihren hierarchischen Ebenen, jede Gemeinde und jedes religiöse Institut sowie jede geistliche, apostolische und soziale Initiative neu zu beleben."
Abschließend betete der Papst für sich, die neuen Kardinäle und alle Versammelten, "auf dass wir Christus immer ähnlicher werden und uns so unermüdlich dem Aufbau der Kirche und der Verbreitung des Evangeliums in der Welt widmen können".
Im Anschluss an die Predigt Benedikts XVI. beteten die neuen Kardinäle gemeinsam das Credo und legten um 11.20 Uhr auf Latein das Treueversprechen gegenüber dem Papst ab. Sie gelobten Christus und seinem Evangelium gegenüber für immer die Treue – "solange ich lebe" –, im Gehorsam zur heiligen römischen apostolischen Kirche. Außerdem versprachen sie feierlich Verschwiegenheit über all das, "was ihnen diskret anvertraut wurde, sowie nichts zu verbreiten, was der katholischen Kirche schaden könnte".
Daraufhin forderte Benedikt XVI. die neuen Kardinäle dazu auf, das Kardinalsbirett in Empfang zu nehmen, und ermahnte sie, wahre Zeugen für die Kirche zu sein. Dann umarmte er den Erstgenannten der neuen Kardinäle, Erzbischof William Joseph Levada, den Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre. Besonderen Applaus gab es, als Erzbischof Dziwisz an die Reihe kam.
Die neu berufenen Kardinäle wurden von ihren Mitbrüdern im Kardinalskollegium mit einer brüderlichen Umarmung beglückwünscht und anschließend in die Fürbitten mit eingeschlossen, die auf Italienisch, Englisch, Polnisch, Chinesisch und Spanisch vorgetragen wurden. Schließlich erteilte der Heilige Vater nach dem Vaterunser, das auf Latein gebetet wurde, allen seinen Apostolischen Segen.
Die neuen Mitglieder des Kardinalskollegiums heißen: Erzbischof William Joseph Levada, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre (USA); Erzbischof Franc Rodé, Präfekt der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens (Slowenien); Erzbischof Agostino Vallini, Präfekt des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur (Italien); Erzbischof Carlo Caffarra von Bologna (Italien); Erzbischof Stanislaw Dziwisz von Krakau (Polen); Erzbischof Jean-Pierre Ricard von Bordeaux (Frankreich); Erzbischof Antonio Canizares von Toledo (Spanien); Erzbischof Gaudencio Borbon Rosales von Manila (Philippinen); Erzbischof Joseph Zen Ze-kiun von Hongkong (China); Erzbischof Jorge Urosa Sabino von Caracas (Venezuela); Erzbischof Nicolas Cheong-Jin-Suk von Seoul (Südkorea); Erzbischof Sean Patrick O'Malley von Boston (USA). Erzbischof Andrea Cordero Lanza di Montezemolo, Erzpriester der Basilika St. Paul vor den Mauern, Alterzbischof Peter Poreku Dery von Tamale (Ghana) sowie Jesuitenpater Albert Vanhoye, der frühere Rektor des Päpstlichen Bibelinstituts und Sekretär der Päpstlichen Bibelkommission, haben bereits das ihr 80. Lebensjahr überschritten und sind deshalb im Fall eines Konklaves nicht wahlberechtigt.
Das Kardinalskollegium setzt sich folgendermaßen zusammen: 100 Kardinäle stammen aus Europa, 52 aus Amerika, 17 aus Afrika, 20 aus Asien sowie 4 aus Ozeanien.
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